Besucherbergwerk Fell – Übers Mundloch in die Hoffnung

Übers Mundloch in die Hoffnung einfahren (Teil 1) – Ausflug zum Besucherbergwerg FellDas heutige Besucherbergwerk Fell –  Barbara-Hoffnung im Nossertal zwischen Fell und Thomm war in der Vergangenheit ein wichtiger Wirtschaftsstandort der Region. Das Schieferbergwerk sicherte das Überleben von Bauern- und Winzerfamilien im Winter und vor allem in langen Dürreperioden.

Noch heute gilt in einigen Stadtteilen und Städten wie Monschau oder Stadtteilen wie Trier-Pallien die Pflicht für Bauherren mit Schiefer zu decken.
Noch heute gilt in einigen Stadtteilen und Städten wie Monschau oder Stadtteilen wie Trier-Pallien die Pflicht für Bauherren mit Schiefer zu decken.

Wer durch die Eifel und Moselregionen fährt, bewundert meist die schönen Schieferdächer und oftmals mit aufwendigen Schieferintarsien verkleideten Dachgiebel. Schiefer ist wertvoll und wird auch blau-schwarzes Gold genannt. Die Stadt Trier ist ein sehr schönes Beispiel für die lange Tradition der Schieferdächer.

Seit dem 14. Jahrhundert wurden hier die Dächer von den Leyendeckern nicht mehr mit Stroh, sondern mit Schiefer gedeckt. Diese Maßnahmen dienten dem Brandschutz, denn Stroh fing leicht Feuer und umliegende Häuser gerieten ebenfalls schnell in Brand und konnten so schnell ganze Städte zerstören. Der für Trier benötigte Schiefer wurde im Bergwerk Fell abgebaut.

Übers Mundloch in die Hoffnung einfahren (Teil 1) – Ausflug zum Besucherbergwerg Fell
Der Bergmann arbeitete von unten nach oben. Der „wertlose“ Abraum schüttete man unter den Bergleiten wieder auf. Die so ständig wachsende Halde ermöglichte es den Bergarbeitern immer höher zu steigen und nach dem wertvollen Dachschiefer zu suchen.

Hart und entbehrungsreich war das Leben früher für Bauern und Winzer

„Hart war das Leben Untertage. Maschinen gab es keine. Mühsam wurden Stollen von Hand in den Berg getrieben um den wertvollen Dachschiefer zu finden.“ Erzählt uns Franz-Josef Grünen aus Schweich, einer der ehrenamtlichen Führer im Besucherbergwerk Barbara-Hoffnung.
„Moment“, denke ich „der ganze Berg besteht aus Schiefer! Warum mussten die den damals suchen?“ Die Erklärung folgt sofort: Schiefer ist nicht gleich Schiefer. Dachschiefer wird damals wie heute aus großen, glatten Blöcken gearbeitet. Diese großen Blöcke mussten erst einmal gefunden werden. Dazu wurde der „Abfallschiefer“ abgeschlagen und unter den Bergleuten aufgeschüttet um in höhere Ebenen im Berg aufzusteigen. Besonders beeindruckend war der Dom im Berg. Eine riesige Höhle, die voll mit Schieferabfall war, bevor das Bergwerk für Besucher geöffnet wurde. Hier wird anhand von Figuren nochmal gezeigt wie beschwerlich die Arbeit im Berg war, für die man nicht viel Geld bekam.

Übers Mundloch in die Hoffnung einfahren (Teil 1) – Ausflug zum Besucherbergwerg Fell
Der Bergmann und sein Werkzeug

Tonnenweise Abfall, keine Hilfswerkzeuge, Maschinen oder Grubenpferde im Besucherbergwerk Fell

Etliche Tonnen Schiefer konnten daher nicht verwendet werden. Der Abfall verblieb im Besucherbergwerk Fell und füllte ausgebeutete Stollen und sogenannte Dome. Die Bergleute damals hatten jedoch außer ihren Spitzhacken kein Werkzeug zur Verfügung.
Es gab nicht einmal Grubenpferde, die den wertvollen Schiefer zu den Loren hätten transportieren können. Da wegen des Grundwassers von unten nach oben abgebaut wurde, bauten die Bergwerksleute Rutschen um den Schiefer in die unteren Ebenen zu den Loren zu schaffen. Diese wurden dann von Hand nach draußen geschoben.

Ein weiterer Faktor für qualitativ guten Schiefer war die Zeit. Dachschiefer wird feucht abgebaut und muss schnell verarbeitet werden, bevor er abbindet. Hinzu kam, dass mit Quarzen verunreinigter Schiefer nicht für die Leyendeckerei verwendet werden konnte.

Familienunternehmen Bergbau

Die Bauern und Winzer der Region waren allesamt selbstständige Familienunternehmer im Bergwerk. Wenn im Winter die Felder und Weinberge ruhten, musste dennoch für den Lebensunterhalt gearbeitet werden. Der Nebenjob im Bergwerk war also überlebenswichtig. Hier arbeiteten meistens mehrere Generationen der Familie zusammen. Sie pachteten die Bergwerke von den Herren und vermarkteten ihren abgebauten Schiefer selbst. Die Pacht wurde anhand der abgebauten (verwendbaren) Menge festgelegt. War die Pacht bezahlt, konnten die Bauern und Winzer den Schiefer zu den Abnehmern transportieren.

Kinderarbeit im Bergwerk – früher Tod

Links neben dem Mundloch der Grube Barbara ist ein Teil eines sogenannten Suppenwegs zu sehen, den die Kinder nahmen um dem Vater und Großvater das Essen zu bringen. Die Suppenwege erstreckten sich über Berg und Tal. Der Weg war beschwerlich, und musste Sommer wie Winter absolviert werden. Kinder, die ihren Familien Essen brachten durften dafür übrigens eine halbe Stunde früher aus der Schule, damit das Essen pünktlich oben ankam.
Links neben dem Mundloch der Grube Barbara ist ein Teil eines sogenannten Suppenwegs zu sehen, den die Kinder nahmen um dem Vater und Großvater das Essen zu bringen. Die Suppenwege erstreckten sich über Berg und Tal. Der Weg war beschwerlich, und musste Sommer wie Winter absolviert werden. Kinder, die ihren Familien Essen brachten durften dafür übrigens eine halbe Stunde früher aus der Schule, damit das Essen pünktlich oben ankam. Foto: www.bergerk-fell.de

Kinderarbeit in den Bergwerken gab es natürlich früher ebenfalls. Es musste jeder mit anpacken im Betrieb, sobald er krabbeln konnte. Später wurden die Kinder der Bergwerksleute anders eingespannt. Sie mussten Mittags das Essen von den Dörfern zu den Gruben bringen. Natürlich zu Fuß, bei Wind und Wetter, bergauf und bergab. Sogenannte Suppenpfade führen auch heute noch Wanderer durch die Bergwerksregion. Das Besucherbergwerk Fell bietet übrigens geführte Wanderungen zu Fuß oder mit dem Mountainbike an.Wir steigen während der Erklärungen immer weiter im Berg auf. Übrigens, traditionsgemäß haben wir vor der Einfahrt durchs Mundloch in die Grube Hoffnung den Bergmannsgruß Glückauf gesprochen. Sicher ist sicher.

Sicherheit und Gesundheit im Besucherbergwerk Fell – damals und heute

Das Mundloch der Grube Hoffnung in Fell und heute Besuchereingang in die Grube Barbara-Hoffnung.
Das Mundloch der Grube Hoffnung in Fell und heute Besuchereingang in die Grube Barbara-Hoffnung.

Normalerweise verfügen solche Bergwerke nur über einen Eingang, dem sogenannten Mundloch. Allerdings gibt es heute Sicherheitsbestimmungen für öffentliche Bergwerke, wie z.B. ein zweiter Eingang. Um dies auf natürlichem Weg zu realisieren, hat man hier kurzerhand zwei Bergwerke zusammengelegt. Die Gruben Hoffnung und Barbara sind miteinander durch eine Stahltüre verbunden. Vor der Verbindung machen wir noch einmal Halt und erfahren wie gesundheitsschädlich die Bergarbeit war. Von überall her tropft das Wasser und bildet große Pfützen am Boden. Es ist kalt im Besucherbergwerk Fell. An 365 Tagen im Jahr herrschen hier konstant 12°C. Die Kälte, die Feuchtigkeit, Zugluft und der Staub ließ die Bergleute kaum älter als 42 Jahre alt werden und das war für damalige Verhältnisse schon sehr alt. Rheuma, Staublunge und andere Krankheiten, die durch die Arbeit im Berg hervorgerufen wurden forderten ihren Tribut.

Keine Sonne, schlechte Ernährung – kurzes Leben

Stalaktieten zeugen von der Feuchtigkeit im Bergwerk.
Stalaktieten zeugen von der Feuchtigkeit im Bergwerk.

Die Bergleute waren übrigens damals sehr klein wie man an der niedrigen Deckenhöhe im Besucherbergwerk Fell gut und manchmal auch schmerzlich 😉 erkennen kann. Das lag zum einen an der Ernährung, denn für den Knochenaufbau wichtige Kalzium gab es damals kaum in der Nahrung armer Leute. Der zweite Grund für die geringe Körpergröße lag am Vitamin D Mangel. Die Bergleute arbeiteten 10 – 12 Stunden täglich und sahen in den Wintermonaten die Sonne so gut wie gar nicht.

Da schon Kinder früh mit der Plackerei im Bergwerk anfingen, waren deren Entwicklungsmöglichkeiten also begrenzt.

Die Geschichte von Opa Bumm und andere Geschichten aus dem Besucherbergwerk in Fell

Opa Bumm saß vor der Hütte und bearbeitete seinen Leyen. Unermüdlich spaltete er

Opa Bumm, mit bürgerlichem Namen Nikolaus Becker, bei seiner schweren Arbeit in der Grube Hoffnung.
Opa Bumm, mit bürgerlichem Namen Nikolaus Becker, bei seiner schweren Arbeit in der Grube Hoffnung. Danke an das Besucherbergwerk Fell für die Bereitstellung des Fotos.

den Schiefer, richtete die Platten zu, hämmerte und werkelte, bis ihm das Material ausging. Dann nahm er die Karbidlampe, schob die Lore zurück in die Grube und besorgte in den gewaltigen Schiferhalden Nachschub.
Opa Bumm, der eigentlich Nikolaus Becker hieß, war der letzte Bergmann in Fell. Er ging bis zu seinem Tod in den achtziger Jahren „auf Schiefer“.
Da war der heimische Bergbau längst „umgegangen“, die meisten Gruben zugeschüttet, die Erinnerung an die alten „Schieferbrecher“ verblichen. Vor der Jahrhundertwende dagegen existierten in der Umgebung von Trier mehr als 400 Bergwerke! weiter lesen auf Facebook

Wer noch mehr Geschichten, Bilder oder Informationen hat zum Thema Bergbau rund um Fell und Thomm besitzt, der kann sich gerne unter info@bergwerk-fell.de melden!

Wieder im Tageslicht bleibt ein tiefer Eindruck

Übers Mundloch in die Hoffnung einfahren (Teil 1) – Ausflug zum Besucherbergwerg FellSo langsam neigt sich unsere Reise durch die Vergangenheit im Besucherbergwerk Fell dem Ende zu. Wir fahren (übrigens zu Fuß) durch lange Stollen aus der Grube aus. Je näher wir dem Mundloch der Barbara kommen, desto heißer wird es. Draußen herrschen 34°C die wir während der spannenden Führung  im Besucherbergwerk Fell völlig vergessen hatten. Über den Suppenpfad geht es wieder hinauf zum Ausgangspunkt wo wir uns an einer Quelle mit köstlichem Trinkwasser erfrischen konnten. Zwei leere Wasserflaschen wurden auch noch schnell mit dem köstlichen Nass gefüllt und mit nach Hause genommen.
Es bleibt bei uns ein tiefer Eindruck über die Lebensweise der früheren Bergwerksleute, Winzer und Bauern. Beschwerlich war das Leben für eine Handvoll Essen um die Familie durchzubringen. Respekt auch gegenüber den Schönheiten der Natur, mit der wir so selbstverständlich unsere Häuser und unser Leben schmücken.

Übers Mundloch in die Hoffnung einfahren (Teil 1) – Ausflug zum Besucherbergwerg Fell
Franz-Josef Grünen (80), ehrenamtlicher Führer im Besucherbergwerk Fell.

Es bleibt ein großes Dankeschön an Herrn Grünen, der hier seit Jahren die Besucher durch die Gänge des Besucherbergwerk Fell führt. Die ehrenamtliche Arbeit der Helfer vor Ort ist wertvoll und wenn auch niemand drum bittet, ein keines Trinkgeld als Dankeschön ist nicht zu viel.

Fazit: Wir haben eine spannende Stunde mit viel Geschichte zu den Leuten aus der Region und deren Lebensumstände im Besucherbergwerk Fell verbracht. Meine Tochter war Feuer und Flamme und lauschte mit hoher Aufmerksamkeit den Erzählungen, wie wir in der anschließenden Bergwerksralley im Infozentrum feststellen konnten. Es war ein toller Nachmittag, den wir sicher noch einmal wiederholen werden, denn spontan verkündete unsere Tochter, dass sie hier ihren nächsten Geburtstag feiern möchte.

Kleiner Tipp von uns: Artikel aufmerksam lesen und die Bilder  geben Hilfestellung für die Bergwerksralley durchs Infozentrum. 😉
Weitere Infos, Preise, Veranstaltungen, Kindergeburtstage u.v.m. zum Besucherbergwerk Barbara-Hoffnung in Fell finden Sie im zweiten Teil oder auf www.besucherbergwerk-fell.de

Wir danken Herrn Robert Hoffmann vom Besucherbergwerk Fell für die Genehmigung, die Bilder verwenden zu dürfen.

Weitere Impressionen aus dem Besucherbergwerk in Fell gibt es auf Stille Strecken.

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Fotogalerie Besucherbergwerk Barbara-Hoffnung in Fell

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